Der Sommer hat so seine Tücken.
Denn obwohl sich die Sonnentage heuer ja noch in Grenzen gehalten haben, werden schon bald die ersten Tomaten im eigenen Garten reif und damit wird bei uns traditioneller Weise die „Mozarella mit Tomaten – Saison“ eröffnet.
Damit wird allerdings auch ein Problem akut, das wir bis jetzt ganz gut verdrängen konnten, denn da wir im Winter ohnehin keine Tomaten mit Mozarella essen, hat uns die Tatsache, dass wir bisher noch nirgends Mozarella ohne Plastikverpackung gefunden haben, bisher wenig berührt.
Auch über Sonnenschutzmittel habe ich in der kalten Jahreszeit nicht sehr intensiv nachgedacht, obwohl mir klar war, dass das problematisch werden könnte.
Kommt Zeit – kommt Rat, war die Devise, doch als die Zeit dann gekommen war, war eher guter Rat teuer und wir mussten auf die, in Plastikflaschen verpackten Reste aus dem Vorjahr zurückgreifen, was natürlich auch keine wirklich langfristige Lösung darstellt.
Meine Recherchen in diversen Apotheken und Reformhäusern brachten jedoch auch kein wirklich befriedigendes Ergebnis: Glas sei zu schwer und zu zerbrechlich, um es bei diversen Badeausflügen mitzunehmen, wurde mir mehrmals erklärt und die wenigen Metallsprühdosen, die ich gefunden habe, werden mit „leicht entzündlichen Chemikalien“ unter Druck gesetzt, was auch nicht gerade dem Anspruch gerecht wird, ein ökologisch und gesundheitlich unbedenkliches Produkt zu kaufen.
Ich nehme zwar an, dass es möglich ist, auch Sonnenschutzmittel selber herzustellen, aber aus Mangel an zeitlichen Ressourcen, habe ich diesbezüglich noch nicht einmal ernsthaft recherchiert. Hier haben wir wohl eine Grenze unserer plastikfreien Einkaufsbemühungen erreicht, denn die andere denkbare Alternative, nämlich den ganzen Sommer über nur langärmlig oder höchstens für 5 Minuten in die Sonne zu gehen, erscheint mir auch nicht wirklich praktikabel.
Bei Chips ist die Situation natürlich eine andere: Man braucht sie nicht unbedingt! Das gilt im Übrigen auch für Mozarella. Ich kann mich nämlich durchaus noch an Zeiten in meiner Kindheit erinnern, wo wir Tomaten (zu denen wir damals noch Paradeiser sagten) ohne das geringste Gefühl der Entbehrung mit Zwiebel, Kernöl und Apfelessig gegessen haben. Damals gab es offenbar bei uns noch keinen Mozarella (zumindest nicht in Supermarktregalen zu allgemein erschwinglichen Preisen). Gefehlt hat er uns damals natürlich auch nicht, aber die Zeit lässt sich nun mal nicht zurückdrehen und ein ganzer Sommer ohne Mozarella (und Chips!) riecht heutzutage (und hierzulande) schon fast ein wenig nach Entbehrung.
Die individuelle Wichtigkeit der Dinge ist natürlich sehr unterschiedlich. Auf Sonnencreme zu verzichten, wird wahrscheinlich für weniger Menschen möglich sein (vor allem, wenn sie Kinder haben), als Chips wegzulassen, was sogar ich nach erfolgreichem 9-monatigem Chipsentzug mittlerweile relativ gut schaffe.
In gewisser Weise fühle ich mich tatsächlich ein wenig befreit! Nichts desto trotz muss ich gestehen, dass ich in den letzten Monaten 2 oder 3mal schwach geworden bin und mich am Ende eines anstrengenden Tages mit einem Packerl Chips „belohnt“ habe. Der Versuch diesen Ausrutscher vor meinen Kindern geheim zu halten, ist allerdings gnadenlos gescheitert.
Kinder haben ja prinzipiell Antennen dafür, wenn Eltern heimlich naschen. Aber als Marlene diesmal kopfschüttelnd und mit einem strengen: „Mama, also wirklich….Plastikchips!“ hinter mir stand, während ich in unserer finsteren Abstellkammer, versuchte, möglichst geräuschlos die Chips aus dem Sackerl in meinen Mund zu befördern, war das wirklich ziemlich peinlich!
Nun ja, nach einigen erfolglosen Rechtfertigungsversuchen, habe ich ihr schließlich erklärt, dass es eben manchmal Ausnahmen von der Regel gibt und sie ja schließlich auch ihre Schleich- Pferde (aus Plastik) behalten wollte.
Bei aller Liebe zu Experimenten braucht man also auch Mut zur Unvollkommenheit, wenn man im nahezu plastikfreien Einkaufsalltag nicht die Motivation verlieren will. Denn auch wenn man sich hin und wieder ein Packerl Chips oder Mozarella gönnt und es tatsächlich nirgendwo plastikfreie Sonnenschutzmittel gibt, macht es dennoch Sinn, alle unnötigen (Plastik)verpackungen prinzipiell zu vermeiden.
Und das Schöne daran ist: Wer nicht perfekt sein will, hat weniger schlechtes Gewissen (braucht daher seltener Ausreden wie: “Alles geht sowieso nicht und deshalb versuche ich es erst gar nicht!“) und dafür mehr Spaß an der Sache, was meiner Erfahrung nach einem nachhaltigen Erfolg absolut zuträglich ist.