Im zweiten Teil dieser schwierigen Materie möchte ich mich mit der Problematik widmen, kunststofffreie und vegane Bekleidung unter einen Hut zu bringen.
Schon zu Beginn unseres Experiments hat mich das Thema Bekleidung stark beschäftigt, da konventionelle Kleidung ja heutzutage kaum mehr ohne Kunststoffanteile zu bekommen ist. Abgesehen davon sind die Schadstoffe (NPE, Weichmacher, krebserregende Amine, Azofarbstoffe, Schwermetalle und andere Schadstoffe), die hier – ob Marken -oder Billigware – bei Verarbeitung und Färbung zum Einsatz kommen, auch ganz unabhängig vom Material eine Katastrophe für Mensch und Natur.
Alternativen aus Naturmaterialien (in Bioqualität und entsprechender Verarbeitung, möglichst auch noch Fairtrade) gibt es zwar inzwischen schon in recht zufrieden stellender Auswahl, aber längst nicht für alle Zwecke (man denke nur an die so genannte „Funktionskleidung“) und – viele der Naturmaterialien sind nicht vegan! Pflanzliche Ausgangsmaterialien wie Baumwolle, Hanf, Flachs usw. stellen natürlich in vielen Bereichen eine Alternative dar. Aber auch hier gibt es durchaus kritische Aspekte. Nicht alles, was plastikfrei und vegan ist, kann man nämlich meiner Meinung nach wirklich guten Gewissens empfehlen. Der konventionelle Baumwollanbau mit seinem enorm hohen Wasser – und Pestizideinsatz und den entsprechend ausbeuterischen und menschenverachtenden Arbeitsbedingungen entspräche da wohl eher dem Motto „den Teufel mit dem Beelzebub austreiben“. Hanf und Flachs stellen so gesehen jedenfalls die bessere Alternative dar, aber das Angebot ist in diesem Bereich zumindest im Moment noch nicht überall ausreichend.
Besonders bei Schuhen würde mir eine konsequent vegane Lebensweise schwer fallen. Ich persönlich fühle mich in Kunststoffschuhen jeglicher Art einfach nicht besonders wohl. Schuhe aus Hanf oder Bauwolle sind auch eher nur eine Alternative für die warme Jahreszeit und meist nur in einem recht eingeschränkten Sortiment verfügbar. Es scheint also auf den ersten Blick relativ aussichtslos konsequent plastikfreie und vegane Bekleidung zu kaufen – umso mehr, wenn dann auch noch gewisse modische Ansprüche dazu kommen.
Aus den oben genannten Gründen hat mein persönliches Einkaufsverhalten in Sachen Mode in den letzten 4 Jahren jedenfalls eine dramatische Wendung genommen. Wie schon in meinem Buch beschrieben, war ich vormals in Bezug auf Kleidung eine klassische „Schnäppchenkäuferin“. Mittlerweile kaufe ich neue Kleidungsstücke oder Schuhe nur mehr höchst selten. Seit 2 Jahren trage ich zum Beispiel Marlenes Lederwinterstiefel mit Schafwollfutter von GEA auf, die zwar keineswegs vegan, aber dafür wenigstens in Österreich gefertigt, höchst stabil und reparaturfähig sind und meiner jetzigen Einschätzung nach sicher auch noch mindestens die nächsten 5 bis 10 Jahre halten werden. Aber auch jetzt (nach 4 Jahren) hat sich der durchaus beachtliche Anschaffungspreis von 220 € aus meiner Sicht schon mehr als rentiert. (GEA erzeugt teilweise übrigens auch vegane Schuhe, ich bin mir aber nicht sicher, ob es für den Winter etwas in annähernd ähnlicher Qualität in veganer Variante gibt.)
Bei einem Vortrag auf der Uni Graz (Umweltsystemwissenschaften) hab ich vor ungefähr 2 Jahren gehört, dass pro Jahr allein ca. 80 Milliarden Baumwoll T – Shirts produziert werden. Ein Blick in meinen Kleiderschrank hat mir klar gemacht, dass ich daran nicht unbeteiligt bin. Ich habe also beschlossen, auch diesen Wahnsinn nicht mehr weiter zu betreiben, was zugegebenermaßen einiges an Selbstdisziplin erfordert hat und noch immer erfordert (und auch nicht immer zu 100% funktioniert!).
Wenn ich mir neue Kleidung oder Schuhe kaufe, achte ich normalerweise darauf, dass zumindest ein Teil der folgenden Kriterien erfüllt wird:
– möglichst kein oder nur ganz geringer Kunststoffanteil (Knöpfe, Gummizüge usw.) und Gütesiegel wie GOTS oder Ökotex
(https://nachhaltigkeit.greenpeace.at/?)
– Baumwolle in Fairtrade und/oder Bioqualität (entsprechende Gütesiegel)
– Wolle und andere tierische Fasern in Bioqualität, wenn möglich aus Österreich oder zumindest aus der EU
– Lederschuhe in Bioqualität bzw. in entsprechender Verarbeitung, wenn möglich in Österreich oder zumindest in der EU produziert
In erster Linie versuche ich aber, mein Bedürfnis nach neuer Kleidung so weit wie möglich zu reduzieren. Mit einigen Freundinnen habe ich Kleidertausch – bzw. Leihaktionen vereinbart, wenn bei einer von uns die Lust nach etwas Neuem nicht mehr zu bändigen ist. Eine gute Quelle für solche Fälle sind für mich auch nach wie vor Second Hand Shops und Flohmärkte. Diesen Textilien haben auch noch dazu den Vorteil, dass die Schadstoffe meist schon ziemlich heraus gewaschen sind. Und nicht zuletzt habe ich in letzter Zeit auch „aus Altem Neues nähen“ zunehmend für mich entdeckt.
Wir Ihr seht, ist mein Zugang zu diesem Thema wieder mal recht pragmatisch und erhebt keinen Anspruch auf Perfektion. Durch meine eigene Geschichte und aktuell vor allem dadurch, dass unsere beiden älteren Kinder mittlerweile 17 und fast 15 Jahre alt sind, ist mir auch klar, dass es Kriterien für Mode gibt, die man subjektiv für wichtiger hält, als alles, was ich bisher dazu geschrieben habe. Andererseits bin ich auch sehr stolz auf meine Kinder, weil sie diesbezüglich auch für ihr Alter sehr genügsam sind und den Weg, den ich vor einigen Jahren eingeschlagen habe, im Großen und Ganzen mitgehen (zum Beispiel tragen sie nach wie vor in erster Linie gebrauchte Kleidung aus dem Freundes – und Bekanntenkreis nach.) Und obwohl meine Geschichte heute schon ziemlich lang ist, möchte ich an dieser Stelle auch nicht unerwähnt lassen, dass ich bei diesem Thema natürlich ständig das glänzende Beispiel meines Mannes vor mir habe, der nicht nur seine T-Shirts trägt, bis sie ihm buchstäblich vom Leib fallen!
Ehrlich gesagt glaube ich, dass in Bezug auf Mode die oft strapazierte Binsenweisheit „Weniger ist mehr“ der wichtigste Grundsatz ist, wenn wir unsere eigene Gesundheit bewahren und an Menschen, Tieren und Natur möglichst wenig Schaden anrichten wollen.
Nicht nur denjenigen von Euch, die einen konsequent veganen Lebensstil verfolgen, rate ich aber auf jeden Fall dazu, Produktionsbedingungen, Herkunft und (man muss es leider so bezeichnen) „Inhaltsstoffe“ der Mode genau unter die Lupe zu nehmen. In manchen Fällen wird das vielleicht die Entscheidung erleichtern, NICHTS zu kaufen.
Da ich meine Geschichten aber immer gerne positiv abschließe, möchte ich heute ausnahmsweise auch noch ein paar (eher kleinere) Firmen aus meinem Umfeld nennen, die allesamt mehrere meiner Einkaufskriterien erfüllen. Dass ich gerade diese Firmen nenne, liegt schlicht und einfach daran, dass ich mit ihnen persönliche Erfahrungen bzw. ihre Produkte auch schon selber getestet habe und mir auch die gesamte „Firmenphilosophie“ entspricht.
www.garymash.com: selbst entworfene Fairtrade-/Bioshirts und vieles mehr
www.zerum.at: Fairtrade- und Biomode, „kleine“ Designermode
www.perviva.at : fair gehandelte Naturtextilien hauptsächlich aus Deutschland und Österreich
www.gea.at: Schuhe in Topqualität in erster Linie in Österreich gefertigt
www.hanf-im-glueck.at : Jeans, Jacken, T-Shirts aus Hanf
http://www.naturfaser-foelser.at: Jeans aus österreichischem Leinen und griechischer Biobaumwolle, man kann sich die Lieblingsjeans „nachschneidern“ lassen!!
Ich denke, dass Ihr in Euren Umfeldern auch viele ähnliche Firmen kennen werdet und sofern Ihr mir Infos oder Links dazu schickt, bin ich auch gerne bereit, diese zu sammeln und in diesem Blog zu veröffentlichen.
Und abschließend nochmal der Link zum Blog von Nunu Kaller, wo Ihr noch viel mehr über das (Nicht-) Kaufen von Kleidung erfahren könnt:
ichkaufnix.wordpress.com